Eine Stadt in den Fängen des Krieges
Das Ardennenmuseum in Wiltz erinnert an eine rührende Anekdote vom 5. Dezember 1944. Damals wurde die 28. Infanteriedivision der amerikanischen GLS nach Wiltz geschickt, um sich nach einem zweiwöchigen Gefecht zu erholen, bei dem sie 6.000 Soldaten verloren haben. Die Stadt war gerade nach vierjähriger Besatzung befreit worden, während alle Elemente der luxemburgischen Kultur, einschließlich der Sprache, unterdrückt und verboten worden waren. Als die Amerikaner eintrafen, war Wiltz eine befreite, aber auch vom Krieg gezeichnete Stadt, der es an Ressourcen mangelte. Es war fast Weihnachten. Deshalb hatten die amerikanischen Soldaten die Idee, ein kleines Fest für die Bevölkerung der Stadt zu organisieren. Vor allem für die Kinder, die keine fröhliche Weihnachtszeit erlebt hatten.
Der verkleidete Soldat
Der Unteroffizier Richard W. Brookins wurde ausgewählt, um den heiligen Nikolaus zu spielen. Mit Hilfe der Nonnen und Pater Wolffe, dem Pfarrer der Gemeinde, besorgten sich die GLS ein provisorisches Kostüm, das aus einer Mitra, einer Albe und einem zerbrochenen Zepter bestand, welche mit Klebeband zusammengehalten wurden. Für den Bart vom St. Nikolaus wurde ein Mopp verwendet. Peter Wolffe segnete sie und sagte: "Mögen Gott und der Geist des heiligen Nikolaus mit euch sein."
Der amerikanische Nikolaus marschierte daraufhin in einem Armeejeep durch die Straßen der Stadt, begleitet von zwei jungen Mädchen im Engelskostüm. Ein Moment der Verzauberung für die Kinder, als er an einer öffentlichen Schule halt machte, um sie einzeln auf Deutsch zu begrüßen.
Die Gründung einer neuen Tradition
Anschließend wurde eine Party auf Schloss Wiltz organisiert. Die Armeeköche hatten aus den von den amerikanischen Soldaten verteilten Rationen Süßigkeiten zubereitet. In dem Jahr konnten die Kinder Geschenke erhalten. Die Feierlichkeiten wurden mit Liedern auf der Gitarre begleitet. Jedes Kind durfte dem Nikolaus sagen, welche Geschenke es sich zu Weihnachten wünschte. Brookins verstand nur sehr wenig Deutsch und hatte starke Kopfschmerzen wegen der Mitra. Aber er behielt den Hut auf dem Kopf, um die Kinder nicht zu enttäuschen. Einige Wochen später am 16. Dezember, erreichte die Ardennen offensive Wiltz. Dabei wurden 80% der kleinen Stadt zerstört und viele Familien getötet.
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